175 Jahre curtradition

Die Badeeinrichtungen in der Wolfsschlucht


Der Wundarzt Maximilian Keyhl war der erste Kurarzt der am 10. Mai 1846 feierlich eröffneten Kaltwasser-Heilanstalt. Er setzte das bei Prießnitz erworbene Wissen um die Heilkraft des Wassers und dessen vielfältige Anwendung zum Wohle seiner Patienten ein. Als Badearzt war er aber auch verpflichtet, auf die Pflege der Badeeinrichtungen sowie die Pflege der Wege und Stege zu achten und allfällige notwendige Instandsetzungsmaßnahmen anzuzeigen. Zur Wasserkur gehörten damals nicht nur äußere Anwendungen, sondern auch das häufige Trinken frischen Quellwassers. Kurmittel war hauptsächlich das HerrenduscheWasser des Kempbaches im Bereich der Wolfsschlucht und das Wasser der neu gefassten Quellen entlang der Spazierwege.

 

1847 bestanden bereits 6 Quellen, aus denen die Kurgäste trinken konnten. In den durch Wasserfälle entstandenen Naturbecken in der Wolfsschlucht wurden Bäder genommen. Den Duschen wurde das Wasser in Rohrleitungen zugeführt und stürzte oft aus beträchtlicher Höhe auf den Patienten herab. Mittels eines eingeschobenen Siebes entstand das Regenbad. Das Wasser erreichte selbst in den Sommermonaten höchstens eine Temperatur von 15 °C. Die Anreise der Kurgäste erfolgte per Bahn nach Amstetten oder mit dem Schiff bis Grein. Von dort wurden die Gäste mit der Kutsche abgeholt.

 

1852 erwarb Herzog Ernst II. das „Häusl an der Diming“ hinter dem Schloss, um weitere Gründe für Badeanlagen zur Verfügung zu haben. Im selben Jahr kam auch die Hoftaverne mit allen Gründen in den Besitz des Herzogs, wodurch die Coburger alleinige Besitzer der Kaltwasser-Heilanstalt wurden. Da sich der Herzog jedoch nicht mit der Erhaltung und Verwaltung der Kaltwasser-Heilanstalt belasten wollte, wurde sie an Pächter vergeben. Aufgrund des häufigen Wechsels der Pächter waren die Geschicke der Anstalt aber eher wechselhaft. Auch Keyhl bekam 1855 einen Pachtvertrag für ein Jahr. Das Einkommen Keyhls war aber auf Grund der wenigen Kurgäste so gering, dass er um Stundung seines Pachtes ansuchen musste.

"Glücklich der Mensch, der es versteht und sich bemüht, das Notwendige, Nützliche und Heilsame mehr und mehr sich anzueignen.“ – Sebastian Kneipp